Themenwoche „Feuerwehr“ + Bildergalerie

Feuerwehren im Wangerland Wenn’s qualmt, muss es nicht brennen – Ein Tag im Küchencontainer der Feuerwehr

Wochenblatt-Volontär Fabian Reges 05.09.2025,

Rauch, Röstaromen und Essen: Wochenblatt-Volontär Fabian Reges tauscht Block und Stift gegen Kochschürze und erlebt hautnah, dass die Feuerwehrleute der Ortswehr Wiarden nicht nur retten – sondern auch richtig gut kochen.

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„Frühschoppen unter den Linden“ rund 160 Mittagessen

Wiarden – Es ist früher Morgen, als ich um die Ecke biege – und sofort steigt mir Rauch in die Nase. Feine Röstaromen liegen in der Luft, dichter Qualm drängt aus einem roten Container, der auf dem Vorplatz eines Feuerwehrgerätehauses steht. Zwei Schemen bewegen sich geschäftig in einem kleinen, dampfenden Raum. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass es brennt. Doch nein, hier lodert kein Großfeuer – hier wird gekocht.

Denn die Szenerie, auf die ich an diesem Sonntag stoße, spielt sich im Küchencontainer der Ortswehr Wiarden ab – und genau dieser Container ist an diesem Tag mein Arbeitsplatz. Beim traditionellen „Frühschoppen unter den Linden“ der Ortsgruppe tausche ich Stift und Stenoblock gegen Kochschürze und Gummihandschuhe.

Im Einsatz für den guten Geschmack

Mein neuer Trupp: der 4. Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft Friesland, zuständig für Logistik und Verpflegung. „Wir werden auch als ,Küchenzug‘ bezeichnet“, erzählt mir Thomas Theilen, stellvertretender Zugführer und erster Koch des Zuges. Sofort sind wir beim „Du“. Schon nach wenigen Minuten bin ich Teil des Teams. Stolz erfüllt mich – aber auch Ehrfurcht vor meinem heutigen Einsatz.

Dieser Küchenzug ist ein fester Bestandteil der Katastrophenschutzstruktur im Landkreis Friesland. Wenn irgendwo ein größerer Einsatz stattfindet – etwa bei Hochwasser, Bränden oder Übungen – ist dieser Trupp als Teil der Feuerwehr des Landkreises zur Stelle und übernimmt die Versorgung der Einsatzkräfte. Die Freiwilligen kümmern sich ehrenamtlich um die Verpflegung von manchmal mehr als 100 Personen, denn oftmals sind die Brandbekämpfungstrupps mehrere Stunden oder sogar mehrere Tage im Einsatz.

Ihre mobile Küche ist ein professionell ausgestatteter Container mit vier Kochkesseln, Edelstahlflächen und Spüle. „Im Prinzip alles, was eine Großküche braucht, nur eben auf rund 15 Quadratmetern“, erzählt mir Jan Dütz, der gemeinsam mit Thomas das Kochen übernimmt. „Ob Hochwasser, Großübung oder Feuerwehrfest – wir haben schon überall gekocht“, erzählt mir Thomas mit einer Mischung aus Stolz und Gelassenheit. Heute sollen es bis zu 200 hungrige Gäste werden.

Formularende

Hinter der Kulisse der Feldküche

Was auf dem Menü steht? Spießbraten, Kartoffelstampf und Sauerkraut – deftig, klassisch, gut. Und ich? Ich, der in seinem Single-Haushalt gerade mal Nudeln, Tee und Spiegeleier auf den Tisch bekommt, darf irgendwie helfen. Irgendwie. Noch fehlt mir die Fantasie. Doch ich bin hier – also ran ans Werk.

Glücklicherweise beschränkt sich mein Einsatz auf die Vor- und Nachbereitung. Gudrun Janßen, erfahrene Feuerwehrköchin, nimmt mich unter ihre Fittiche. Wir holen Bänke, Tische, Besteck, Teller – alles, was die Essensausgabe am Mittag braucht. Und während ich Kisten mit einem ordentlichen Gewicht durch die Gegend schleppe, dämmert mir, was Gudrun mir am Morgen prophezeit hatte: „Du wirst am Ende des Tages merken, was du getan hast.“ Spoiler: Ich merke es jetzt schon.

Drinnen geht es derweil heiß her – wortwörtlich. Seit 7 Uhr sind Thomas Theilen und Jan Dütz mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Fenster sind offen, draußen nieselt es, drinnen herrscht Tropenklima. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Jan winkt ab: „Das ist wie in jeder Großküche – nur mit weniger Platz.“

Essensausgabe im Akkord

Kurz vor Mittag dann der Moment der Wahrheit: Die Köche rufen zur Essensausgabe. Es ist 11.40 Uhr, zwanzig Minuten vor Plan. Zwölf Spießbraten, 60 Kilo Kartoffelstampf, 30 Kilo Sauerkraut – alles wandert in silberne Warmhaltebehälter und wird auf einem Rollbrett zum Ausgabestand transportiert. Ich helfe tragen und wieder wird mir bewusst, warum ich lieber schreibe als schufte.

Punkt 12 Uhr geht’s los. Gemeinsam mit Gudrun Janßen, Christoph Kluge aus der Alters- und Ehrenabteilung sowie dem stellvertretenden Ortsbrandmeister Horst Siefken verteile ich die Mahlzeiten. Ein Teller nach dem anderen wandert über die Theke: Fleisch, Stampf, Kraut, Soße –im Akkord. Eng, warm, anstrengend – aber auch irgendwie großartig.

Mehr als nur eine Mahlzeit

Und obwohl mein Rücken nach kurzer Zeit schmerzt und ich den Bockwurstkessel dem Fitnessstudio vorziehe, wächst mit jedem zufriedenen Gesicht hinter der Schlange mein Respekt für das, was dieser Küchenzug leistet. Denn hier wird nicht einfach nur gekocht – hier wird mit vollem Einsatz angepackt, organisiert, koordiniert und versorgt.

Am Ende sind rund 160 Portionen ausgegeben, der Spießbraten restlos verputzt. Ich gönne mir auch eine Portion – und bin begeistert. Zart, würzig, einfach lecker. Mein Lob an die Köche? Wird mit einem breiten Grinsen quittiert.

Viele Stunden durfte ich an diesem Sonntag Teil der Ortswehr Wiarden sein. Am späten Nachmittag bin ich wieder zu Hause – müde, erschöpft, aber auch zufrieden. An diesem Tag ist mir bewusst geworden, dass die Feuerwehr nicht nur retten, löschen und bergen kann – es wird auch richtig gut gekocht. Und ich? Ich bleibe lieber beim Schreiben – esse aber gerne wieder mit. Zum Glück für mich haben meine „Kameraden“ die Einladung zum nächsten Frühschoppen schon ausgesprochen.

Quelle: Text und Bilder : Wochenblatt-Volontär Fabian Reges 05.09.2025,

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